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Auf Wachstumskurs

Die jährlichen Wachstumsraten der Branche liegen zwischen 12% und 17%. Marktanalysten prognostizierten 2018 eine Steigerung des Marktvolumens von 3,8 Mrd. US $ auf 11,2 Mrd. US $ bis zum Jahr 2025. In der EU haben sich die Absatzzahlen von 2016 auf 2018 von 216 Mio. € auf 426 Mio. € nahezu verdoppelt.

Alle vier biologischen Wirkstoffkategorien profitierten von dieser Entwicklung. Die Zahlen decken sich mit den positiven Wachstumserwartungen der Hersteller. Die junge, forschungsbasierte Industrie baut deshalb ihre Produktionskapazitäten aus und investiert in die Bereitstellung neuer Wirkstoffe und Produkte.

Weltweit sind im Obst-, Wein- und Gemüseanbau 17,6% der eingesetzten Pflanzenschutzmittel biologische Mittel. Im globalen Pflanzenschutz-Markt erreichen sie nur einen Anteil von 5,2 %. In den Ackerkulturen, mit ihren großen Flächenanteilen, dominieren bisher chemische Anwendungen. In den letzten Jahrzehnten haben sich dort aufgrund der geringen Nachfrage keine biologischen Konzepte etabliert. Doch kommen auch hier zunehmend biologische Lösungen auf den Markt.

Mittweilerweile werden in der EU etwa genauso viele biologische wie chemisch-synthetische Wirkstoffe genehmigt und das Potential an natürlichen Wirkstoffen ist noch nicht ausgeschöpft. Bei der IBMA-Mitgliederbefragung 2020 gaben die Hersteller an, dass sie 140 neue Produkte in der EU-Zulassung und 66 neue Wirkstoffe im EU-Genehmigungsverfahren haben. Darüber hinaus seien weitere 120 Wirkstoffe in der Pipeline, aber noch nicht im EU-Genehmigungsverfahren.

Der Markt profitiert dabei fast ausschließlich von dem innovativen Potential kleiner und mittelständischer Unternehmen, denen bei der Entwicklung und Zulassung von neuen biologischen Wirkstoffen und Produkten eine führende Rolle zukommt.

Erfolgstories

Bekämpfungslücken schließen und Resistenzen managen

Biologische Mittel etablieren sich in der Regel zuerst in Anwendungsnischen, wo Lösungen fehlen oder Wirkstoffe zum Resistenzmanagement benötigt werden. So konnten sich Granuloviren (CPGV) gegen Apfelwickler im Apfelanbau durchsetzen, die in der EU auf rund 100.000 bis 150.000 ha eingesetzt werden.

Die Schlupfwespe Trichogramma brassicae wird seit mehr als 30 Jahren erfolgreich gegen den Maiszünsler eingesetzt und mittlerweile auf vielen Tausend Hektar per Drohnen ausgebracht. Nachdem sich zunächst die Raubmilbe Phytoseiulus permilis bei der Bekämpfung der Gemeinen Spinnmilbe im Gewächshaus bewährte, zählen heute eine Vielzahl von Nützlingsarten zur Bekämpfung von Schädlingen in Kulturen wie Gurke, Tomate, Paprika und Aubergine zum anerkannten Standard.

Zur Saatgutbehandlung werden Mikroorganismen als Biofungizide oder zur Wachstumsförderung eingesetzt. Nach Hersteller-Angaben wird etwa Pseudomonas chlororaphis in der EU auf ca. 55.000 ha in Getreide angewendet. Biologische Beizmittel werden zusätzlich auch mit Thermo- oder Elektrobeize kombiniert.

Rückstandsprobleme gelöst

Im Jahr 2007 wurde die Anbauregion Almeria in Spanien zum Ziel einer Greenpeace-Kampagne, nachdem 30 % der nach Deutschland importierten Paprikas Rückstände eines illegalen Pestizids aufwiesen. Innerhalb von 5 Jahren stellten daraufhin alle Erzeuger der Region auf eine biologische Bekämpfung der Weißen Fliege um. Mittlerweile wird die Weiße Fliege an spanischen Paprika zu 100 % durch die Raubmilbe Amblyseius swirskii kontrolliert.

Biodiversität erhalten

Albufera im Ebro Delta in der Region Valencia ist ein Reisanbau-Gebiet und ein wichtiger Lebensraum für Zugvögel in Spanien. In den 1980er Jahren kam es in Folge des Pestizid-Einsatzes gegen den Asiatischen Reisbohrer zu alarmierenden Biodiversitätsverlusten. Zu Beginn der 1990er Jahre führte man die Pheromon-Verwirrung ein. Seit 2006 wird komplett auf den Einsatz chemischer Insektizide verzichtet. Seit der Reisbohrer mit Hilfe von Pheromonen auf 35.000 ha kontrolliert wird, hat sich die Biodiversität erholt und nimmt wieder zu.