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Bio-Pflanzenschutz in der Praxis

Natürlicher Pflanzenschutz und Vorratsschutz sind so alt wie die Menschheit: Pflanzliche Neem-Extrakte werden seit über 4000 Jahre in Indien verwendet. Chinesische Bauern schützten bereits im 11. Jahrhundert ihre Ernte, indem sie Nester von Raubvögeln und Insekten in ihre Vorratslager brachten. Heute setzt man Nützlinge, hilfreiche Mikroorganismen, Pflanzenextrakte und Pheromone in intelligent formulierten Produkten sowohl in der Landwirtschaft, im Gartenbau als auch im Haus und Garten ein.

Der biologische Pflanzenschutz unterstützt als zentrale Schlüsseltechnologien der integrierten Produktion nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme.

Der Einsatz von Nützlingen, Mikroorganismen, Pheromonen und natürlichen Substanzen

  • liefert alternative Wirkstoffe zum Resistenzmanagement
  • vermindert chemisch-synthetische Pestizid-Rückstände in Nahrungsmitteln
  • unterstützt integrierte Produktion und nachhaltige Anbausysteme
  • schont natürliche Ressourcen, Boden und Wasser und unterstützt die Biodiversität
  • last but not least: Bio-Pflanzenschutzmittel schützen auch Sie als Anwender!

Nützlinge („Katze gegen Maus“)

Hauptanwendungsgebiet von nützlichen Organismen z.B. zur Kontrolle von Blattläusen oder Spinnmilben ist das Gewächshaus. In Baden-Württemberg und in Bayern werden Gurken und Tomaten unter Glas zu 79 – 97 % mit Nützlingen geschützt (Quelle: JKI). Zur Anwendung kommen Raubmilben (Phytoseiulus) gegen Spinnmilben, Schlupfwespen (Encarsia) gegen Weiße Fliegen und Florfliegen (Chrysoperla) gegen Blattläuse. Fadenwürmer / Nematoden (Heterorhabditis, Steinernema) bekämpfen Dickmaulrüssler und Gartenlaubkäfer und werden gegen Trauermücken ausgebracht. Auch zum Einsatz in Lagerungs- und Verarbeitungsbetrieben pflanzlicher Vorräte werden biologische Gegenspieler angeboten, u.a. Trichogramma-Schlupfwespen gegen Lebensmittelmotten und Lagererzwespen gegen Kornkäfer.

Mikroorganismen gegen Krankheiten und Schädlinge

Mikroorganismen schützen gut vor Pflanzenkrankheiten (z.B. Trichoderma-Pilze gegen schädliche Pilze oder Bacillus thuringiensis gegen Raupen im Gartenbau und Kartoffelkäfer). Im Obstbau wirkt Aureobasidium pullulans gegen Lagerfäulen und den gefährlichen Feuerbranderreger. Andere Produkte stärken das Immunsystem der Pflanze, z.B. Bacillus amyloliquefaciens bildet einen Schutzfilm um die Wurzel und stärkt die Vitalität der Pflanzen gegen bodenbürtige Krankheitserreger. Pilze der Gattung Paecilomyces sind gegen Nematoden wirksam. Im Obstbau wird der Granulosevirus gegen den Apfelwickler eingesetzt.

Pflanzenextrakte gegen Insekten und Mikroorganismen

Der azadirachtinhaltige Neemkernextrakt (oder auch Margosaextrakt) sowie der bitter schmeckende Extrakt aus dem Holz der Quassiapflanze wirken gegen stechende und saugende Insekten. Saures Gesteinsmehl dient zur Anwendung gegen Mikroorganismen. Schachtelhalm und Fenchelextrakt werden im Weinbau eingesetzt.

Im Obstbau ist das Ausbringen von Pheromonen zur Verwirrung des Apfelwicklers mittlerweile weit verbreitet. Natur-Pyrethrum wirkt unter anderem gegen Apfelblütenstecher, das auch im Boden vorkommende Eisen-III-Phosphat wirkt gegen Schnecken.