Skip to main content

Was ist biologischer Pflanzenschutz und Biostimulation?

Unsere biologischen Lösungen stammen per Definition aus der Natur. Sie sind natürlich oder, wie z.B. im Falle der Pheromone, naturidentisch.

Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, um Pflanzenkrankheiten, Unkräuter oder Schädlinge zu kontrollieren.

Biostimulanzien machen Pflanzen toleranter gegenüber abiotischen Stress wie Trockenheit oder Hitze, verbessern Qualitätsmerkmale, steigern die Pflanzenverfügbarkeit von Nährstoffen oder fördern die Nährstoffverwertung.

Unsere natürlichen Substanzen werden in der Landwirtschaft, im Garten, öffentlichen Grün und im Forst angewendet, meist mit einem geringen Risiko für Verbraucher, Anwender oder Umwelt.

Im biologischen Pflanzenschutz unterscheidet man vier Kategorien: Nützlinge, Mikroorganismen, Naturstoffe und Semiochemicals. Biologischen Biostimulanzien bestehen aus Mikroorganismen oder Naturstoffen.

Nützlinge

Nützlinge sind Insekten, Milbe und Nematoden, die als Räuber oder Parasiten Schädlingspopulationen in Schach halten. Sie werden hauptsächlich im Gewächshaus z.B. zur Kontrolle von Blattläusen oder Spinnmilben eingesetzt. In Baden-Württemberg und in Bayern werden Gurken und Tomaten unter Glas zu 79 – 97 % mit Nützlingen vor Schädlingen geschützt, so dass man dort auf den Einsatz von Insektiziden verzichten kann. Zur Anwendung kommen Raubmilben (Phytoseiulus) gegen Spinnmilben, Schlupfwespen (Encarsia) gegen Weiße Fliegen und Florfliegen (Chrysoperla) gegen Blattläuse. Fadenwürmer oder Nematoden (Heterorhabditis, Steinernema) bekämpfen Dickmaulrüssler und Gartenlaubkäfer und werden gegen Trauermücken ausgebracht. Biologische Gegenspieler werden auch zur Kontrolle von Schädlingen in Lagerungs- und Verarbeitungsbetrieben verwendet. Zum Schutz pflanzlicher Vorräte kommen u.a. Trichogramma-Schlupfwespen gegen Lebensmittelmotten und Lagererzwespen gegen Kornkäfer zum Einsatz. Zunehmend werden Nützlinge auch im Freiland angewendet. Dazu gehört z.B. der Einsatz von Trichogramma gegen Maiszünsler oder Nematoden gegen den gefürchteten Eichenprozessionsspinner.

Mikroorganismen

Zur Gruppe der Mikroorganismen gehören Bakterien, Pilze, Protozoen, Viren, Viroide und Mykoplasmen.

Spezifische Mikroorganismen können Pflanzen vor Krankheiten schützen. Trichoderma-Pilze kontrollieren schädliche Pilzerreger, während man Bacillus thuringiensis gegen Kartoffelkäfer oder Raupen im Gemüsebau einsetzt. Im Obstbau entfaltet Aureobasidium pullulans eine hohe Wirkung gegen Lagerfäulen und den gefährlichen Feuerbranderreger. Andere Produkte stärken das Immunsystem der Pflanze, z.B. bildet Bacillus amyloliquefaciens einen Schutzfilm um die Wurzel und stärkt die Vitalität der Pflanzen gegen bodenbürtige Krankheitserreger. Pilze der Gattung Paecilomyces sind gegen Nematoden wirksam. Und im Obstbau wird der Granulosevirus gegen den Apfelwickler sehr erfolgreich eingesetzt.

Naturstoffe

Naturstoffen sind eine heterogene Gruppe von Wirkstoffen, die aus Pflanzen, Algen / Mikroalgen, Tieren, Mikroorganismen extrahiert werden. Auch Mineralien gehören in diese Gruppe. Naturstoffe sind natürlichen Ursprungs; oder, im Falle ihrer synthetischen Herstellung, naturidentisch.

In der EU bilden sie die größte Gruppe der genehmigten Wirkstoffe. In Ökoanbau und in Sonderkulturen setzt man z.B. azadirachtinhaltige Neemkernextrakt oder den bitter schmeckenden Extrakt aus dem Holz der Quassiapflanze sehr effektiv gegen stechende und saugende Insekten ein.

Natur-Pyrethrum wirkt unter anderem gegen Apfelblütenstecher, während saures Gesteinsmehl vor Mikroorganismen schützt und das im Boden vorkommende Eisen-III-Phosphat gegen Schnecken hilft.

Pheromone oder Semiochemicals

Pheromone bzw. Semiochemikalien sind Substanzen, die von Pflanzen, Tieren und anderen Organismen zur Kommunikation innerhalb einer Art oder zwischen Arten freigesetzt werden. Sie haben eine hoch spezifische und nicht toxische Wirkungsweise.

Im Weinbau werden Pheromone weltweit auf über 200.000 ha eingesetzt. Man nutzt dabei einen Sexuallockstoff, der die Männchen des Bekreuzten Traubenwickler Lobesia botrana auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen so sehr verwirrt, dass es kaum zu Paarungen kommt. Damit gelingt es die Schädlingspopulationen unter die Bekämpfungsschwelle zu drücken.

Seit der Apfelwickler Cydia pomonella Resistenzen gegen die gängigen chem.-synthetischen Insektizide entwickelte, wendet man auch im Apfelanbau Pheromonen an.